von Bertram Verhaag
Rezension von Claire Robinson
13. Oktober 2010
aus Website
CurrentTV
Übersetzung von
Kurt Mayr
Originalfassung
Angekündigt als "ein politischer Thriller über GVO (gentechnisch
veränderte Organismen) und Redefreiheit", erzählt der Film des
deutschen Filmemacher Bertram Verhaag die Geschichte der beiden
Wissenschaftler Dr.
Arpad Pusztai
und Dr.
Ignacio Chapela, deren
Forschungen negative Ergebnisse von gentechnisch veränderten
Lebensmitteln und Pflanzen zeigten.
Die beiden Forscher erlitten das Schicksal derer, die mächtige
Interessengruppen herauszufordern, welche die Agrarindustrie und
wissenschaftliche Forschungseinrichtungen dominieren. Sie wurden
verleumdet und eingeschüchtert, es wurden Versuche unternommen, sie
zum Schweigen zu bringen und ihre Forschungen zu diskreditieren, und
ihre Karrieren wurden aus der Bahn gebracht.
Pusztai stellte fest, dass die inneren Organe von Ratten, die mit
GVO-insektizierten Kartoffeln gefüttert wurden, sich entweder
vergrößerten oder - im Vergleich zu einer Kontrollgruppe - fehl
entwickelten. Seine Experimente zeigten nicht weniger als 36
signifikante Unterschiede zwischen GVO-gefütterten und
Nicht-GVO-gefütterten Tieren. Pusztai - von seinem
Forschungsinstitut dazu ermutigt - gab ein 150 Sekunden langes
Interview im britischen Fernsehen, in dem er seine Erkenntnisse
zusammenfasste und sagte, es sei unfair, unsere Mitbürger als
Versuchskaninchen für gentechnisch veränderte Lebensmittel zu
verwenden.
Zwei Tage lang wurde Pusztai in seinem Institut als Held gefeiert.
Aber dann, nach einem Anruf des britischen Premierministers Tony
Blair an den Leiter des Instituts, wurde Pusztai entlassen und unter
Androhung von Klage mundtot gemacht. Sein Team wurde aufgelöst und
seine Forschungsdaten beschlagnahmt.
Es wurden Lügen über seine Forschungen in Umlauf gebracht, gegen die
er sich nicht verteidigen konnte wegen der Nachrichtensperre gegen
ihn, welche erst später aufgehoben wurde, als er vor einem
parlamentarischen Ausschuss erschienen war.
Für Pusztais Forscherkollegen bleibt die Nachrichtensperre ihr Leben
lang aufrecht.
Pusztai bedrohte mit seinen Forschungsergebnissen über GVOs die
Industrie, weil sie zeigten, dass es nicht das Insektizid in die
Kartoffeln ist, weshalb sich die Ratten schlecht entwickelten,
sondern die Gentechnik an sich. Also war das Problem nicht nur bei
diesen genetisch veränderten Kartoffeln anzutreffen, sondern
potenziell bei allen gentechnisch veränderten Lebensmitteln am Markt.
Die einzige Lösung für die Branche und ihre Freunde in der Regierung
war es, den Boten mundtot zu machen.
So traumatisch dies auch war für Pusztai, war es nicht der größte
Schock, den er in Bezug auf gentechnisch veränderte Lebensmittel
erfuhr.
Dieser kam dann als er den Auftrag bekam, die Sicherheitsvorlagen
der GVO-Industrie in Bezug auf Feldfrüchte, die wir bereits essen,
zu überprüfen, und dabei feststellte, dass sie wissenschaftlich
fadenscheinig waren.
"Das war ein Wendepunkt in meinem Leben", sagte Pusztai.
"Ich machte Sicherheitsstudien; sie taten so wenig wie möglich [in
Bezug auf
Sicherheitstests] um ihre Lebensmittel so schnell sie konnten auf
den Markt zu werfen."
Ein anderer Wissenschaftler, dessen Zusammenstoß mit der GM-Industrie
im Film beschrieben wird, ist Ignacio Chapela, ein
Molekulargenetiker an der Universität von Berkeley, Kalifornien.
Seine Forschungen, die er mit David Quist als Co-Autor in der
Zeitschrift Nature veröffentlichte, ergaben, dass mexikanischer Mais
mit gentechnisch veränderten Genen verunreinigt wurde. Der Befund
war explosiv, weil in Mexiko der Mais seine ursprünglichen Wurzeln
hat und der Anbau von gentechnisch verändertem Mais illegal ist.
Chapela wurde dann das Ziel einer bösartigen Internet-Kampagne, in
der er mehr als Aktivist als ein Wissenschaftler beschrieben wurde
und wo behauptet wurde, dass seine Arbeit gefälscht war. Die
Herausgeber von Natur veröffentlichten eine Editorialanmerkung, in
der sie die Arbeit als teilweise inkorrekt bezeichneten.
Wie Chapela in seinem Film erwähnt, war das Handeln der Herausgeber
ein Schlag ins Gesicht für die wissenschaftliche Methodik.
Normalerweise veröffentlichen die Herausgeber eine Zeitschrift
Studien, die sie selbst - sowie Gutachter - als fundiert betrachten.
Es ist die Aufgabe von im Anschluss daran veröffentlichten Studien,
die Ergebnisse zu bestätigen oder zu korrigieren. Es ist nicht die
Aufgabe des Herausgebers zu behaupten, dass er eine Studie nicht
veröffentlicht hätte, hätte er gewusst was er jetzt weiß - ohne den
wissenschaftlichen Input von weiteren Gutachtern einzuholen.
Das Umschwenken des Herausgebers zeigte, wie die GVO-Industrie die
Regeln der Wissenschaft für ihre eigenen Zwecke umschreibt.
Um es noch schlimmer zu machen, erwies sich die Internet-Kampagne
gegen Chapela als nicht von seinen wissenschaftlichen Kollegen
eingeleitet, sondern von „gefälschten“ Personen, oder "Schattenspielfiguren",
die durch die Bivings Group, einer von
Monsanto
angeheuerten
PR-Firma, erfunden wurden.
Gekaufte Wahrheit zeigt weiter, wie die GVO-Industrie die
Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnisse blockiert hat.
Als die russische Wissenschaftlerin Irina Ermakova ihre Studie über
die hohe Sterblichkeit und das geringe Körpergewicht bei Ratten, die
mit GVO-Soja gefüttert werden, veröffentlichte, und als, durch die
österreichische Regierung initiierte, Forschungen ergaben, dass
gentechnisch veränderter Mais die Fruchtbarkeit bei Mäusen
verringert, startete die Industrie sofort ihre üblichen
Verleumdungskampagnen. Wenn die Industrie an der wissenschaftlichen
Wahrheit interessiert wäre, dann würde sie für wiederholte Studien
eintreten, mit denen die angeblichen "Schönheitsfehler" korrigiert
werden könnten. Aber das geschieht nie.
Stattdessen verwenden die GVO-Konzerne ihre patentiertes Eigentum an
GV-Pflanzen, um Wissenschaftlern den Zugriff zu
Forschungs-Materialien zu verwehren - die Daten über GVO-Feldfrüchte
und Nicht-GVO Stammlinien. Die ursprünglichen Forschungen, die
Probleme mit GVO-Pflanzen zeigten, werden also unter einer Flut von
Verleumdungen begraben und Folgestudien gibt es nicht.
Die Schwierigkeiten und Kosten, die für den vollen Zugriff auf
Forschungsdaten aufzubringen sind, machen es für die Öffentlichkeit
schwierig festzustellen, wo die Wahrheit liegt.
Der Film zeigt auch ein extremes Beispiel für die Übernahme der
Wissenschaft durch Konzerne - an der Universität von Berkeley,
Kalifornien (UCB), wo Chapela als Professor tätig ist.
Im Jahr 1998 schloss die UCB eine Forschungs-Partnerschaft mit dem
Biotech-Konzern Novartis (heute
Syngenta) über einen Wert von US$ 25
Mio. Der Deal provozierte wütende Debatten auf dem Campus der
Universität und wurde von einigen Dozenten, darunter Chapela,
kritisiert.
Dann, im Jahr 2007, trat die UCB in eine Forschungs-Partnerschaft
über US$ 500 Mio. mit dem Ölkonzern BP. Die Partnerschaft wurde im
Geheimen vereinbart, ohne Rücksprache innerhalb der Universität. Als
Gegenleistung für ihr Geld gewann BP den Zugang zu Forschern der UCB,
die Kontrolle über das Forschungsprogramm, und das Miteigentum an
kommerziellen Rechten für Erfindungen.
Chapela sagt über BP,
"Sie entscheiden, was Wissenschaft genannt wird."
Die Partnerschaft wurde später auf das BP-Projekt "Jenseits von Öl"
ausgeweitet, das uns aus der Zeit des schmutzigen Öls in das neue
Zeitalter der Solarenergie und erneuerbaren Energien bringen würde.
Doch das Kleingedruckte macht klar, dass sich der Deal auf
Gentechnik für Biokraftstoff-eigene Technologien konzentriert, die
patentiert und im Besitz
von BP sein werden.
Die meisten von uns denken in abstrakten Formen über das Abschotten
von Wissen durch die Interessen der Industrie - wie Bilanzdaten und
Interessenkonflikte, die in den dunkleren Ecken der Psychen von
Wissenschaftlern lauern. Was aber Gekaufte Wahrheit einprägsam zeigt,
ist, wie es sich bei der UCB auf der körperlichen Ebene abspielt.
Die
UCB hat einen geteilten Campus, und erinnert an Berlin vor dem
Fall der Mauer. Der öffentliche Bereich sieht so aus, wie sich
jedermann einen schönen Campus der Universität vorstellt. Dann,
eingeschlossen hinter Hochsicherheitszäunen und versehen mit
Schildern, die den Zutritt verbieten, gibt es den privatisierten
Bereich, den Teil der Universität, der von BP kooptiert wird.
Keine noch so ausführliche Information über den Deal zwischen der
UCB und BP kann Sie auf den Anblick dessen vorzubereiten, was einmal
eine große öffentliche Universität war und die in so etwas wie eine
streng geheime militärische Einrichtung umgewandelt wurde.
Scheinbar hat sich die Kultur der Universität zusammen mit seiner
Ausrichtung verändert.
Einst ein berühmtes Zentrum für freie Rede und akademische Debatten
wurde die UCB zu einem Ort gewandelt, an dem Studenten, die
friedlich auf Bäumen sitzen und gegen die Abholzung der alten Eichen
auf dem Campus protestieren, hinter in drei Reihen von
Hochsicherheits-Zäunen eingesperrt sind. Im Vergleich dazu werden
zur Absicherung gegen die Kolonie der Hyänen der Universität (nicht
sehr gefährlich) nur zwei Reihen von Zäunen verwendet.
Die UCB ist hart mit den Kritikern über ihre Geschäfte mit der
Industrie vorgegangen. Im Jahr 2003, fünf Jahre nach Chapelas
Protest gegen den Deal mit Novartis und zwei Jahre nach
Veröffentlichung seiner Erkenntnisse über den mexikanischen Mais,
wurde ihm die Verlängerung seiner Vertrags verweigert. Nur nachdem
Chapela mit Klage drohte, gab die Universität nach.
In Gekaufte Wahrheit sagt er:
"In der Gentechnik kann eine Frage eine Karriere entscheiden. Sie
stellen eine Frage - Sie
bekommen die Antwort. Du könntest die Sache veröffentlichen. Das ist
das Ende deiner
Karriere. Was einzigartig in meinem Fall ist, dass ich noch hier
bin."
Chapela fügt hinzu, dass die mächtigste Zensur nicht direkt aus der
GVO-Industrie kommt, sondern im näheren Umfeld zu finden ist:
"Es ist im Bewusstsein der Wissenschaftler. Sie zensieren sich
selbst".
Mit anderen Worten, es ist nicht so, dass die GVO-Industrie uns
unserer Macht beraubt hat, sondern vielmehr, dass wir diese
verschenkt haben.
Während einige Sektoren der wissenschaftlichen Gemeinschaft im
Angesicht der Dominanz der GVO-Industrie schweigen, erweist sich die
Natur als zäher Gegner. Monokulturen mit GVO sind weltweit von der
schnellen Verbreitung von „Superunkräutern“ bedroht, die resistent
gegen Glyphosat sind. Auch hier kann keine noch so ausführliche
Information über das Thema die visuelle Wirkung eines von Unkraut
erstickten Feldes von GVO-Soja in Brasilien erzielen.
Nur wenige Jahre zuvor wurden die Landwirte zu einer Party mit
kostenlosen Schnaps eingeladen, als Teil des Marketingkonzepts für
GVO-Soja. Es wurde ihnen gesagt, sie sollen ihre Unkrauthacken in
einem Kreis anordnen und rituell verbrennen. Die Idee war, dass
Hacken überflüssig wurden, weil Unkraut mit Glyphosat kontrolliert
werden konnte.
Nun funktioniert
Glyphosat
nicht mehr und die Landwirte sind
gezwungen, wieder zu hacken.
Die Nachricht darüber, wer wirklich zuständig ist, wird vom Anwalt
für öffentliches Interesse und Aktivisten Andrew Kimbrell
hervorgehoben, der beim Angeln von Forellen in einem Fluss
interviewt wurde.
Er weist darauf hin, dass die Nahrung der Forellen
Köcherfliegen sind, die von Bt-Toxinen (Giftstoffe, die von der
Bakterienart Bacillus Thuringiensis erzeugt werden können) des
genetisch manipulierten Mais, das in die Flüsse ausgewaschen wird,
getötet werden. Kimbrell sagt, die GVO-Industrie folgt einem
linearen ökonomischen Modell hin zu immer höherer Produktion,
unabhängig von den Kosten für die Natur und für die Menschen.
Er sagt, dass dieses Modell des Fortschritts eine Täuschung ist:
"Alles wird aus der Erde gewonnen - Diese Kleider, die Kamera, diese
Fliegenklatsche. Es
gibt nur eine Wirtschaft - die eine, die wir gerade jetzt um uns
herum sehen. Die andere
Ökonomie von Kapital und Technologie und der Börse wird in unseren
Köpfen konstruiert."
Kimbrell schließt mit den Worten, dass die Industrie nicht begriffen
hat, dass wir eine stabile Wirtschaft entwickeln müssen, die mit der
Ökologie verstrickt ist:
"Wir werden den Gesetzen der Natur folgen müssen, und nicht den
künstlichen Gesetzen
einer Technologie. Der Lachs kommt wieder zurück, wo er geboren
wurde, um dort zu
laichen und zu sterben, und dann kommen die Jungen hervor. Es ist
nicht linear, sondern ein
leben-spendender Kreislauf."
Die schmutzigen Tricks der Biotechnologie
...aufgedeckt im neuen Dokumentarfilm "Gekaufte Wahrheit"
von Jeffrey Smith
14. September 2011
aus Website
ResponsibleTechnology
Übersetzung von
Kurt Mayr
Originalfassung
"Gekaufte Wahrheit" zeigt die totale Verzerrung der Wissenschaft,
wie sie von der Biotech-Industrie verwendet wird, so dass ehrliche
Wissenschaftler, die versuchen GVOs in Frage zu stellen, brutal
angegriffen und diskreditiert werden. |
"Eine Frage kann eine Karriere kosten."
Das war die deutliche Warnung von Professor
Ignacio Chapela
der
Universität von Berkeley, Kalifornien, für diejenigen, die es wagen,
unabhängige Forschungen über gentechnisch veränderte Lebensmittel
und Pflanzen zu führen.
"Du stellst eine Frage und bekommst die Antwort, und
- ob du diese
veröffentlichen
kannst oder nicht - es bedeutet das Ende deiner Karriere."
Sowohl er als auch der Biologe
Arpad Pusztai
wagten, die Fragen zu
stellen und die Forschungen zu starten. Und dann brach die Hölle
los.
Mit atemberaubenden Bildern, gedreht auf drei Kontinenten, verfolgte
der erfahrene deutsche Filmemacher Bertram Verhaag das Schicksal
dieser beiden Wissenschaftler, das in der Hand einer Multi-Milliarden-Dollar-Industrie
war, die mit allen Mitteln die Gefahren ihrer gentechnisch
veränderten Organismen (GVO) zu verstecken versuchten.
BR Online sagt über den Film,
"Der Glaube an eine edle und unbestechliche Forschung und
Wissenschaft wird ad
absurdum geführt."
Arthouse sagt, der,
"Film zeigt, wie gekaufte Wahrheiten im perfiden Geschäft zwischen
Wissenschaft und
multinationalen Unternehmen zur Währung wird."
Und GMWatch schreibt,
"Echte Forschungsergebnisse, die Probleme mit GV-Pflanzen aufzeigen,
werden unter einer
Flut von Verleumdungen begraben und Folge-Studien werden nicht
gemacht."
Die Insekten killende, karrierebeendende Kartoffel
"Als Wissenschaftler, der es beobachtet und aktive Feldforschung
betreibt, finde ich, dass es
sehr, sehr unfair ist, unsere Mitbürger als Versuchskaninchen zu
benutzen." Arpad Pusztai Britische TV-Show „World in Action“
Als Dr. Pusztai seine Besorgnis über die gesundheitlichen Risiken
von gentechnisch veränderten (GV) Lebensmitteln äußerte im August
1998 in einem landesweit im Fernsehen übertragenen Interview, war
seine Stimme nicht einfach nur eine von vielen in einer kontrovers
geführten Debatte.
Pusztai ist der weltweit führende Spezialist auf seinem Gebiet, und
er hatte große staatliche Förderung erhalten, um das offizielle
Verfahren zur Prüfung der Sicherheit von gentechnisch veränderten
Lebensmitteln zu entwickeln.
Sein Verfahren sollten die notwendigen Tests für alle neuen GVO auf
dem europäischen Markt schaffen. Pusztai war ein Insider, und ein
Befürworter von gentechnisch veränderten Lebensmitteln - das heißt,
bis er diese Tests auf
vermeintlich harmlose GV-Kartoffel anwandte.
Die High-Tech-Kartoffel wurden entwickelt, um ihre eigenen Pestizide
zu produzieren.
"Der Anlass des ganzen Experiments zur genetischen Veränderung war,
die Kartoffel für die
Bekämpfung von Blattläusen, die zu den größten Schädlingen in
Schottland gehören,
zu präparieren", sagte er.
Sein Team schleusten ein Gen der Pflanze Schneeglöckchen in die
Kartoffel ein, das tatsächlich die GV-Pflanzen von den Insekten
schützen.
Im Rahmen seiner Studien zur Sicherheit füttert er Ratten mit der
Insektizid-produzierenden Gen-Kartoffel, zusammen mit einem
kompletten und ausgewogenen Ernährung. Eine andere Gruppe von Ratten
fraßen natürliche Kartoffel. Eine dritte wurde nicht nur mit der
natürlichen Kartoffel gefüttert, sondern erhielt auch eine Dosis des
gleichen Insektizids, das die Gen-Kartoffel produziert.
Auf diese Weise könnte er sehen ob das Insektizid schädlich war,
nämlich wenn die gleichen gesundheitlichen Probleme auftraten sowohl
in der Gruppe, die die GV-Kartoffeln aß, als auch in der, welche die
mit dem Insektizid versetzte Diät bekam.
Zu seiner Überraschung hatte nur die Gruppe ernste Probleme, welche
die Gen-Kartoffel aß - und das in jedem Organ und jedem Körpersystem,
das er untersuchte.
Schwerwiegende gesundheitliche Probleme in Verbindung mit GVO
"Nachdem wir die Tiere getötet und seziert hatten" erinnert sich Pusztai, "fanden wir heraus,
dass sich ihre inneren Organe im Vergleich zu den mit
nicht-gentechnisch veränderten
Kartoffeln gefütterten Ratten, unterschiedlich entwickelten."
Darm und Magen nahmen zum Beispiel an Größe zu, die Leber und die
Nieren wurden kleiner, und die allgemeine Wachstumsrate verlangsamte
sich.
Und das Immunsystem war in Mitleidenschaft gezogen.
Pusztai betonte, dass,
"in diesen Daten 36 - 36! - sehr signifikante Unterschiede zwischen
den GVO-gefütterten
Tieren und den Nicht-GVO-gefütterten Tieren zu finden waren".
Da die Ratten, welche die natürlichen Kartoffeln und das Insektizid
fraßen, diese Veränderungen nicht aufwiesen, ergab sich eine
offensichtliche Schlussfolgerung - der Prozess der gentechnischen
Veränderung die Kartoffeln verursacht unvorhergesehene
Nebenwirkungen, und wandeln ein harmloses Lebensmittel um in ein
gefährliches.
Als Pusztai die umfangreichen Schäden sah, die seine Kartoffel an
den Labortieren verursachten, erkannte er auch, dass, falls Biotech-Unternehmen
diese Sicherheitsstudien durchgeführt hätten, die gefährlichen
Kartoffel leicht auf den Markt gekommen wären.
Er wusste das, weil er ein paar Monate früher vertrauliche Anträge
von Biotech-Unternehmen studiert hatte, worin diese ihr GV-Soja und
GV-Mais als geeignet für den Markt bewerteten.
"Sie waren fadenscheinig", sagte er. "Sie waren nicht
wissenschaftlich begründet."
Sie würden damit niemals die Änderungen an den GVO-gefütterten
Tieren erkennen.
Das Lesen dieser Studien aus der Industrie war ein Wendepunkt in
Pusztais Leben. Er erkannte, dass das was er tat und was die
Industrie-Wissenschaftler taten, diametral entgegengesetzt war. Er
machte Sicherheitsstudien.
Unternehmen wie
Monsanto, auf der anderen Seite, machen so wenig wie
möglich, um ihre Lebensmittel so schnell wie möglich auf den Markt
zu bekommen.
Pusztai erkannte auch, dass das GV-Soja und der GV-Mais, die bereits
auf dem Markt waren, nach dem gleichen Verfahren hergestellt worden
waren, mit dem seine gefährliche Kartoffel geschaffen wurde. Somit
könnten die gentechnisch veränderten Pflanzen, die in Großbritannien
und den USA konsumiert werden, zu ähnlichen Schäden in Darm, Gehirn
und Organen der gesamten Bevölkerung führen.
So erklärte Pusztai rundweg während seines TV-Interviews:
"Wenn ich die Wahl hätte, würde ich bestimmt nichts essen (GVO-Lebensmittel),
bis ich
nicht zumindest vergleichbare experimentelle Beweise sehe, wie diese,
die wir für
gentechnisch veränderte Kartoffeln produzierten."
Angriff aus dem Hinterhalt
Nach der Ausstrahlung der TV-Show wurde Pusztai in seinem
prestigeträchtigen
Rowett Institut
als ein Held angesehen, und der
Direktor des Institutes lobte seine Arbeit vor der Presse und
bezeichnete es als Spitzenforschung.
Nach zwei Tagen intensiver Berichterstattung in den Medien in ganz
Europa erhielt der Direktor jedoch zwei Anrufe aus dem Amt des
britischen Ministerpräsidenten.
"Erst als wir den politischen Druck von oben kommen sahen, änderte
sich die Situation",
sagt Pusztai. "Und als der Direktor, um seine eigene Haut zu retten,
beschloss, dass der beste
Weg mit der Situation umgehen sei [war], A), mich zu zerstören, B),
mich zum Schweigen
zu bringen."
Pusztai wurde am nächsten Morgen gesagt, dass sein Vertrag nicht
erneuert werde, er wurde mit der Androhung einer Klage zum Schweigen
gebracht, sein Team wurde aufgelöst, und die Tests wurden nicht für
die GVO-Sicherheitsbewertungen aufgenommen.
Und dann kamen die Angriffe.
Eine Kampagne zur Zerstörung von Pusztais Ruf wurde ins Leben
gerufen und koordiniert zwischen dem Institut, Biotech-Akademikern
und sogar der pro-GVO eingestellten britischen Regierung. Sie waren
entschlossen, der negativen Berichterstattung in den Medien zu
begegnen und die Reputation von GVOs zu schützen - auch wenn es das
Fördern blanker Lügen und das Opfern der Karriere eines
Spitzenwissenschaftlers bedeutete.
Weil Pusztai mundtot gemacht wurde, sagte er,
"Was immer sie im Fernsehen oder Radio sagten und in den Zeitungen
schrieben, ich konnte
es nicht leugnen, ich konnte es nicht korrigieren und nicht sagen,
was wirklich Sache ist."
"Die schmerzhafteste von allem war", erinnert sich Pusztais Frau
Susan, "dass er nicht mit
seinen Kollegen sprechen durfte und seine Kollegen durften nicht mit
ihm reden. Wann
immer er einen Raum betrat, hörten sie innerhalb von Sekunden auf zu
reden. "
Nach sieben quälenden Monate lud ein Ausschuss des britischen
Parlaments Pusztai ein, zu sprechen.
Damit wurde das Redeverbot aufgehoben, und Pusztai durfte
letztendlich seine Forschungen veröffentlichen und für diesen Film
interviewt werden.
Hoppala - GVOs sollten eigentlich nicht hier sein
Ignacio Chapela, Professor an der Universität von Berkeley in
California, hatte "eine langfristige Beziehung mit einigen indigenen
Gemeinschaften“ in Mexiko.
Obwohl GM-Mais noch nicht legal im Land gezüchtet wurde, entschied
Chapela, die Mexikaner mit einem Labor auszustatten, womit das
Auftreten von GVOs getestet werden konnte, für den Fall dass diese
irgendwann eingeführt werden sollten.
Zu Trainingszwecken brachte sein Kollege David Quist GV-Mais aus den
USA mit.
Für das Testen von Nicht-GV-Mais, sagte Chapela,
"dachten wir, wir sollten einfach die lokalen Mais verwenden, der
- selbstverständlich -
sauber und wunderbar ist. Und dann kam die Überraschung, als die negativ-Kontrolle
begann, positiv zu sein. Das heißt, wir begannen transgenes Material
zu finden, wo es nicht
vorkommen sollten."
Chapela sagt,
"Unsere Ergebnisse waren so erstaunlich, weil man dachte, dass in
Mexiko überhaupt kein
transgener Mais angebaut wurde. Und die Leute wollen das so ...
warum? Weil Mexiko das
Zentrum und der Ursprung des Mais ist. Die mexikanische Regierung
war besorgt über die Aufrechterhaltung der Integrität der Sorten des Landes."
Offenbar wurde GV-Mais, der als Lebensmittel eingeführt wurde,
unwissentlich angebaut, und hatte bereits begonnen, die Quelle der
Artenvielfalt des Mais zu kontaminieren.
Laut Chapela,
"erzählte die Industrie in der Weltöffentlichkeit, dass sie
wirkliche Kontrolle über diese
Kulturen habe, dass, wenn transgener Mais in ein Feld gepflanzt
würde... , dieser
transgene Mais sich nicht anderswo ausbreiten würde.
Somit war unsere Entdeckung, dass transgener Mais vielleicht tausend
Meilen entfernt vom
nächsten legalen transgenen Maisfeld gefunden werden konnte, ein
riesiges Problem für sie,
weil es sehr einfach zeigte und tatsächlich bewies, dass sie nichts
unter Kontrolle haben."
Chapela und Quist schrieben einen Artikel über ihre Entdeckungen,
der zur Veröffentlichung durch die prominenten Zeitschrift Nature
angenommen wurde.
Dies machte,
"viele Menschen in der Branche sehr nervös und sehr unglücklich",
sagt Chapella. „Sie
starteten eine Kampagne zur Diskreditierung des Artikels. Sie
wollten nicht, dass dieser
veröffentlicht wurde."
Da es jedoch nicht möglich war, die Veröffentlichung in Nature zu
stoppen, wurde von einem PR-Unternehmen
Monsantos
- der
Bivings Group
- Plan B eingesetzt.
"Sie schufen zwei fiktive Charaktere, zwei Ärzte", erzählt Chapela.
"Und diese beiden Ärzte
gingen ins Internet und begannen mit der Verbreitung von Gerüchten,
dass das, was wir
gesagt hatten, falsch und der Artikel fehlerhaft sei."
Die Desinformationskampagne wurde rasend schnell bekannt.
Nature wurde dadurch stark unter Druck gesetzt und die falsche
Vorstellung wurde verbreitete, dass die Kontamination nicht
stattgefunden habe, und das führte zu einer Kampagne gegen Chapela
in seiner Universität durch Befürworter von Biotechnologien.
"In meinem Fall", sagt Chapela "wurde ich mindestens drei Mal aus
der Universität
gedrängt. Ich kämpfte mich jedes mal wieder zurück und schaffte es,
meinen Job zu
behalten. Aber es ist sehr schwierig."
Weltweit werden Wissenschaftler wie Abfall behandelt
Die Behandlung von Pusztai und Chapela zeigt, was Wissenschaftlern
auf der ganzen Welt passiert, wenn sie Schäden durch GV-Pflanzen
aufdecken.
Zum Beispiel wurde die Arbeit der russischen Wissenschaftlerin Irina Ermakova brutal angegriffen, und es wurden immer wieder Versuche
unternommen, um sie einzuschüchtern:
Papiere wurden auf ihrem Schreibtisch verbrannt und Proben aus ihrem
Labor gestohlen.
Dass die Öffentlichkeit diese Geschichten über persönliche Angriffen
kennt, ist eine sehr reale Gefahr für GVO-Konzerne, da die Leute
dazu veranlassen werden, den Einsatz von GVO in ihrer eigenen
Ernährung zu hinterfragen.
Betrachten wir die Auswirkungen der Forschung Ermakovas für junge
Frauen, die vorhaben, eine Familie zu gründen. Nachdem sie
gentechnisch verändertes Soja-Mehl an weibliche Ratten verfüttert
hatte, starb mehr als die Hälfte von deren Nachkommen innerhalb von
drei Wochen.
Der Film kritisiert auch die Ansprüche von Nutzen durch Biotech auf
der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe.
Ein Besuch in Brasilien führt uns zu den herbizidtoleranten
Roundup
Ready Sojabohnen, die geschaffen wurden, um ein Feld einfacher jäten
zu können. Die Landwirte können
Monsantos Roundup Herbizid direkt
auf das Feld sprühen, und die GVO überleben. Das hat jedoch zu einer
massiven Übernutzung von Roundup geführt, was wiederum zur
Entstehung von herbizidtoleranten „Superunkräutern“ geführt hat -
nicht mehr mit Roundup zu kontrollieren.
Eine natürliche Reaktion auf diesen Geschichten könnte sein sich zu
fragen, warum die Regierungen uns nicht die Wahrheit sagt und uns
schützt.
Leider sind diese ein Teil des Problems.
Vertuschungsaktionen durch die FDA (Food and Drug Administration,
USA)
Laut Rechtsanwalt Andrew Kimbrell, der das in DC stationierte Center
for Food Safety leitet, waren die Wissenschaftler
der FDA, die in
den frühen 1990er Jahren GVO bewerteten, alle über ihre Auswirkungen
auf die Gesundheit besorgt,.
Er gehörte zu der Gruppe, welche die FDA im Jahr 1998 verklagte und
sie dazu zwang, fast 60.000 Seiten geheimer interne Memos
auszuhändigen.
Kimbrell holt wichtige Memos aus den massiven Aktenschränken in
seinem Büro, in denen Warnungen der Wissenschaftler zu finden sind:
"Die Wissenschaftler verlangten also diese Studien", sagt Kimbrell.
"Aber die Politiker
bei der FDA und in
der Regerung zu dieser Zeit (1998) sagte nein.
Sie unterdrückten die
Wissenschaft. Und diese Fragen wurden nie gestellt, diese Studien
noch immer nicht
durchgeführt."
Stattdessen hält die US-Regierung die Illusion aufrecht, dass alles
in Ordnung sei, und dass diese Wissenschaft genau so funktioniert,
wie es uns die Biotech-Unternehmen erzählen. Das ist sehr schön
dargestellt in den Auszügen der Advokatin für Biotechnologien Nina Fedoroff, der ehemaligen wissenschaftlichen Beraterin des Secretary
of State (Staatssekretärs).
Ihr vagen Zusicherungen bezüglich der Sicherheit von GVO zerbröckeln
mit jeder neuen Enthüllung im Film.
Beispiellose Risiken - keine Nutzen
"Niemand steht in der Früh auf und sagt, dass er gentechnisch
veränderte Lebensmittel
kaufen gehen will", sagt Kimbrell. "Sie bieten keine Vorteile, keine
bessere Ernährung,
keine besseres Aroma, kein gar nichts. Sie bieten nur Risiken."
Er sagt, dass ein durchschnittlich vernünftiger Mensch fragen würde:
"Warum sollte ich ein Essen kaufen, das mir keine Vorteile bietet,
sondern nur neue
Risiken?"
Kimbrell, der das Buch „Ihr Recht zu wissen“ (Your Right
to Know)
schrieb, sagt, es war,
"entscheidend für die Industrie, diese Nahrungsmittel zu bekommen,
ohne dass jemand
darüber Bescheid wusste. Wenn die Dinge bekannt gewesen wären, hätte
sich klarerweise
niemand dafür entschieden, sie zu kaufen."
Aber wie Chapelas Entdeckung der sich selbst verbreitenden
Kontamination der GVO zeigt, erstreckt sich das Risiko von GVO weit
über einzelne Überlegungen.
Er warnt,
"Wir manipulieren das Leben auf eine Weise, die wir wirklich nicht
mehr verstehen und
kontrollieren können, und dann lassen wir es hinaus in die Umwelt.
Es ist also eine radikale
Veränderung, die beispiellos ist und die über allem steht, was wir
wissen, und die nicht
rückgängig zu machen ist.
Wir können nicht mehr zurück. Das ist meine Sorge!"
Video
Zunehmend werden die Kartoffeln, Tomaten, Mais und andere
pflanzliche Produkte, die wir im Supermarkt kaufen, gentechnisch
verändert. Kontrollbehörden für Lebensmittel und Biologen, die mit
der Manipulation von DNA-Strukturen für große Lebensmittel-Konzerne
experimentieren, behaupten, dass diese Produkte ausreichend getestet
werden und keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. Laut Aussagen der Experten in "Gekaufte Wahrheit - Wissenschaft im
Magnetfeld des Geldes", ist das eine glatte Lüge. Große öffentliche Unternehmen haben kommerzielle Interessen die dazu
führen, dass Forschungsergebnisse zensiert werden und entscheidenden
Fragen unbeantwortet bleiben. Der Mikrobiologe Arpad Pusztai fand 36
signifikante Unterschiede zwischen Ratten, die gentechnisch
veränderten Kartoffeln gefressen hatten und Ratten, die "normale"
gefressen hatten. Bei der ersten Gruppe war die Leber weniger gut entwickelt, aber als
Pusztai das in einem Fernsehinterview verkündete, er wurde gefeuert.
Nach der Veröffentlichung der negativen Forschungsdaten in der
Zeitschrift Nature, wurde sein Kollege Ignacio Chapela online in
einer Marketing-Kampagne angegriffen, und seine Ergebnisse wurden
diskreditiert. Die Herausgeber von Nature veröffentlichten ein Editorial, in dem
sie sagten, dass sie die Daten nicht veröffentlicht hätten, womit
sie den renommierten unabhängigen Ruf der Zeitschrift in Frage
stellen. Das gleiche gilt für Universitäten, die große Summen Geld aus der
Wirtschaft für die Durchführung von Lebensmittelforschung
akzeptieren. Können wir Wissenschaftlern noch trauen?
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